Verein zur Pflege der
Industrie- und Heimatgeschichte
Förderverein Esche-Museum e.V.
Limbach-Oberfrohna
Verein zur Pflege der Industrie- und Heimatgeschichte
Förderverein Esche-Museum e.V. - Limbach-Oberfrohna
Verein zur Pflege der Industrie- und Heimatgeschichte

Die Holzmühle - im Rußdorfer Wald

Viele kennen die Mühlteiche im Rußdorfer Wald. Die wenigsten wissen, dass es hier einmal eine Mühle gegeben hat. Gebäude finden wir nicht mehr.

Was ist uns von der einstigen Rußdorfer Mühle bekannt? Die Rußdorfer Bauern mussten lange Jahre ihr Getreide im Ausland, Sachsen, mahlen lassen, da Rußdorf als Altenburger Exklave mitten im sächsischen Gebiet lag, weit ab vom Altenburgischen. Das war natürlich mit höheren Kosten verbunden. Die Witwe des Bauern Abraham Sebastian, Besitzer des größten Gutes in Rußdorf, stellte in Altenburg den Antrag auf Konzession zum Betreiben einer Mühle. Dem wurde 1719 stattgegeben. Hier eine Abschrift der Urkunde:

“Von Gottes Gnaden. Wir Friedrich, Hertzog zu Sachsen, Jülich, Cleve und Bergk, auch Engern und Westphalen pp. thun kund hiermit: Daß bei Uns Abraham Sebastians Wittib und Erben zu Rußdorf um Concession, eine Mühle auf ihrer Wiese und an ihrem Teich zu bauen, geziemend Ansuchung gethan. Wann Wir dann nach beschehener Untersuchung und den darauf von Unsern Oberforstmeister und Amt allhier erstatteten unterthänigsten Bericht Supplicanten (Bittsteller) hierunter zu deferieren (einem Gesuch Folge geben) gemeinet. Als concedieren ( zugestehen) Wir denselben und kraft dieses hiermit, die besagte Mühle an geregelten Ort mit Maße, daß sie und künftige Besitzer außer der Kette keine Hunde halten, auch vor allen Schaden, der etwa von solcher Mühle der Gemeinde zugezogen werden möchte, kraft des derselben diesfalls auszustellen versprochen Schadlos-Scheins, zu stehen schuldig und gehalten sein sollen, gegen Erlegung Anderthalb Gülden jährlichen Erbzins aufzubauen und sich deren als ihres wohlhergebrachten Eigenthums der Mühlen-Ordnung gemäß zu gebrauchen. Jedoch behalten Wir Uns, Unsere Erben und Nachkommen bevor, diese Unsere Concession nach Gelegenheit der Zeiten und Umstände zu mindern oder gar wieder aufzuheben.

Dessen zu Urkunde haben Wir Uns eigenhändig unterschrieben und Unser Fürstliches Insiegel beidrücken lassen. So geschehen Altenburgk, den 5. September Anno 1719”

Die Mühle bestand aus einem dreiteiligen geschlossenen Gehöft. Es war ein Fachwerkbau mit maßivem Untergrund und roten Ziegeldächern. Die Mühle selbst hatte nur einen Mahlgang, aber das reichte völlig für die Rußdorfer Verhältnisse aus. Aus dem Teiche, der nachts zur Wasseransammlung angestaut wurde, führte des Mühlengerinne nach der Radstube. Von dort ergoß sich das Wasser auf das oberschlächtige Mühlrad. Neben der Mühle und dem Weg auf der Wiese hatten die Frauen der Pächter ein Gemüse- und Blumengärtchen angelegt. Es sollen dort in letzter Zeit besonders viele und prächtige Rosen gestanden haben.

In der Nähe des Gartens wurde ein Lindenbäumchen gepflanzt, das heute noch als einziger Zeuge erhalten geblieben ist. Die Linde 1938

Für den Betrieb war ein ausreichender Wasserstand nötig, an dem es wahrscheinlich öfter gemangelt hat. Diesem übel sollte durch die Errichtung zweier weiterer Teiche Abhilfe geschaffen werden, was voraußichtlich auch von Erfolg gekrönt war. Weder die Witwe von Abraham Sebastian, Elisabeth Sebastian, noch ihr Sohn Christian konnten die Mühle betreiben, da sie das notwendige Handwerk nicht erlernt hatten. Deshalb wurde die Mühle verpachtet. Die Pächter finden wir im Rußdorfer Kirchenbuch. Es waren: 1753 Bernhard Müller 1768 Benjamin Teubel 1802 Adam Wagner 1825 Friedrich Wetzel 1853 Heinrich Baumann bis 1875 Ernst Seifert Die Pächter versuchten ihr Einkommen aufzubessern und stellten auf dem Grundstück Bänke und Tische auf, um vorbeikommende Besucher oder auch Pilzsammler bewirten zu können.

Es wurden Weißbier und Gose, ein obergäriges Bier, ausgeschenkt. Dazu gab es “Schiebböcker” ( ein Käsebrot ) oder Würstchen, für die Kinder Milch und Buttermilch. Der letzte Pächter, Ernst Seifert, war Müller und Bäcker und bot außerdem ausgezeichneten Kuchen und Kaffee an. In den Erhalt der Mühle wurde nicht viel investiert, die Mühle verfiel. Der letzte Pächter kündigte. Es fand sich auch kein neuer und so wurde die Mühle 1878 abgetragen. Heute wißen nur noch wenige Einwohner von Rußdorf, daß auf dem Gelände der Mühlteiche einmal eine Mahlmühle gestanden hat. Einzige Zeugen sind heute noch die beiden Teiche und die Linde.

Gedenktafel an die Holzmühle. Errichtet vom Förderverein Esche Museum e.V.

Quellen: Artikel Limbacher Tageblatt Nr. 242, 15./16.Oktober 1933


https://www.förderverein-esche-museum.de - 20.12.2023, 10:14 Uhr